Beim Utilitarismus handelt es sich ursprünglich um eine angelsächsische Strömung, die im 18. Jahrhundert durch Jeremy Bentham begründet wurde. Seines Erachtens besteht die Moral in der Suche nach dem größtmöglichen individuellen Glück für eine möglichst große Zahl von Menschen. Der Utilitarismus ist inspiriert von den Epikureern und ihrem Hedonismus; er entwickelt eine Art Technik für das Abwägen von Freude und Leid, um die bestmöglichen Bedingungen für das Erreichen des Glücks sicherzustellen: das sogenannte „Hedonistische Kalkül“, das die allgemeine Tendenz einer untersuchten Handlung anhand verschiedener Parameter bewertbar macht. Im Gegensatz zu der deontologischen Ethik von Kant, die auf der Pflicht beruht, bewertet der Utilitarismus den Wert einer Handlung anhand ihrer Folgen, da, nach Bentham, die anthropologische Beobachtung nicht nur zeigt, dass alle Menschen aus Eigeninteresse und entsprechend ihren persönlichen Bedürfnissen handeln, sondern auch, dass sie dabei alle abwägen und kalkulieren. Man unterscheidet Benthams quantitativen Utilitarismus vom qualitativen Mills, der zwar ebenfalls der Auffassung ist, dass man die Tugend praktikabel machen muss, aber andererseits auch im Pflichtbewusstsein ein mögliches Handlungsmotiv sieht. Im 20. Jahrhundert ersetzt Hare den Begriff des Vergnügens, der ihm zu vage scheint, durch den der „Präferenz“. Sein berühmtester Schüler, der australische Philosoph Singer, verwendet den Utilitarismus, um das Leid von Tieren anzuklagen und den Antispeziesismus (= das Ende von moralischer und politischer Ungleichbehandlung von Mensch und Tier) zu befördern. Der Utilitarismus inspiriert auch den ökonomischen Liberalismus bei seiner Suche nach dem allgemeinen Wohlstand.