Verkohlte Wörter

Buchrolle im Laserlicht: 2009 bereits wurde diese Rolle aus Herculaneum gescannt. Noch nicht, um sie zu lesen, sondern um eine genau ihrer Form angepasste Halterung zu bauen. Foto: EduceLab/ University of Kentucky

Von Ulf von Rauchhaupt – gefunden bei FAZ.net

11. Februar 2021 · Am Vesuv wurden im 18. Jahrhundert etwa tausend antike Buchrollen gefunden. Ihre Lektüre ist ein formidables Puzzle. Doch moderne Methoden entlocken ihnen immer mehr.

Alpha Rho Rho Omega Iota. Die fünf griechischen Buchstaben sind deutlich lesbar: ΑΡΡΩΙ. Aber was bedeuten sie? „Diese Buchstabensequenz ist im Griechischen recht selten“, sagt Kilian Fleischer vom Institut für klassische Philologie der Universität Würzburg. Er hat die betreffende Textpassage neu untersucht, in der es – so viel wusste man – um den Tod des Philosophen Philo von Larissa im Jahr 84 oder 83 v. Chr. geht. Schließlich konnte Fleischer das Rätsel 2017 im Cambridge Classical Journal einer überraschenden und dieser Tage etwas unheimlichen Lösung zuführen. 

Das war klassische Puzzlearbeit. „Da sitzt man stundenlang und geht jedes griechische Wort durch, das hier Sinn ergeben könnte“, sagt Fleischer. Fest stand immerhin: ΑΡΡΩΙ muss das Ende eines Wortes sein, denn es schließt sich ein lesbarer Satzteil an. Doch davor hat der Papyrus ein Loch, und auch die Zeile darüber ist am Ende schwer zu entziffern, selbst auf dem Infrarotbild, einer sogenannten Multispektralaufnahme des Papyrusbogens. Der bildete einst, zusammen mit sieben anderen in der Officina dei Papiri Ercolanesi der Biblioteca Nazionale in Neapel aufbewahrten Papyri, den Teil einer meterlangen Bahn aus aneinandergeklebten Bögen, die zu einer Rolle aufgewickelt war. So sahen bei den alten Griechen und Römern die Bücher aus.

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