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Humanismus

Das Wort Humanismus leitet sich ab vom lateinischen Begriff der „Humanitas“, was Menschlichkeit bedeutet. Der Humanismus bezeichnet eine geistige Bewegung, die ihre Ursprünge im Italien des späten 14. Jahrhunderts hat und entstammt der Kulturepoche der Renaissance. Die Renaissance, was aus dem Französischen übersetzt „Wiedergeburt“ heißt, stellt den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit im 15. Und 16. Jahrhundert dar.

Als geistiger Vater der Humanisten gilt der italienische Dichter Petrarca. Dieser läutet mit seinen Schriften ein neues Zeitalter ein, das sich auf die griechische und römische Antike zurückbesinnen soll – deshalb auch der Begriff „Wiedergeburt“ (der Antike). Den Zeitraum zwischen der Antike und der Renaissance bezeichnet Petrarca verächtlich als „finsteres Mittelalter“, das es zu überwinden gilt. Das Mittelalter gilt fortan bei den Renaissance-Menschen als rückschrittlich, menschenfeindlich und „geistig überholt“, ja geradezu „barbarisch“.

Während im mittelalterlichen Menschenbild Gott im Mittelpunkt stand und der Mensch eine untergeordnete Rolle spielte, stellte der Humanismus den Menschen über alle Dinge. Im Hochmittelalter galt der Mensch als Sünder, in seine gesellschaftliche Rolle war er „hineingeboren“ und musste sie sein Leben lang als „Gott gegeben“ akzeptieren. Die menschliche Existenz auf der Erde (dem „Diesseits“) wurde nur als Übergang zu Himmel oder Hölle (dem „Jenseits“ nach dem Tod) angesehen.

Dieser pessimistischen Geisteshaltung setzte der Humanismus ein optimistisches Welt- und Menschenbild entgegen. Der Mensch wurde nicht mehr als Sünder gesehen, sondern ganz im Gegenteil als „Ebenbild Gottes“. Das ermöglichte ihm sozialen Aufstieg und die Entfaltung seiner Individualität. Seine wahre Bestimmung sollte der Mensch durch humanistische Bildung selbst herausfinden. Daher war der Humanismus vor allem eine Bildungsbewegung.

Die Grundprinzipien des Humanismus sind Selbstverwirklichung durch individuelle Freiheit, Toleranz und Mitgefühl gegenüber anderen Menschen und der Verzicht auf Gewalt. Die Bezüge zu unserem heutigen humanistisch geprägten Weltbild sind unverkennbar.