Das fachsprachliche Adjektiv epistemisch kann 3 Bedeutungen haben. So bezeichnet es Dinge oder Fakten, die auf das Wissen oder eine bestimmte Erkenntnis des Einzelnen ausgehend von der derzeitigen Situation bezogen sind. Im philosophischen Kontext meint es, dass sich etwas auf die Epistemologie, also die Erkenntnistheorie, bezieht. In der Grammatik können Modalverben epistemisch sein, wenn sie den Grad des Wissens eines Lebewesens, den der Sprechende bezeichnen will, näher beschreiben.
Ein epistemischer Sachverhalt ist dem Erkenntnisgewinn eines Menschen konkret zuträglich. Wer sich beispielsweise mit Studienarbeiten zu seinem Fachgebiet beschäftigt und auf einen Textabschnitt stößt, von dem er etwas Entscheidendes lernt, der beschäftigt sich mit einem epistemischen Inhalt. Es kommt also fast immer in wissenschaftlichen Texten vor.
Wird das Wort in einem philosophischen Kontext genutzt, bezieht es sich zumeist auf erkenntnistheoretische Aspekte. Die Erkenntnistheorie, die auch als Epistemologie oder aber Gnoseologie bezeichnet wird, ist ein Gebiet der Philosophie. Hier werden Fragen nach den Voraussetzungen für Erkenntnis, dem Zustandekommen von Wissen und Ähnliches untersucht.
In der Grammatik spricht man dann von epistemischen Modalverben, wenn sie den Grad des Wissens eines Wesens näher beschreiben. Modalverben drücken Notwendigkeiten und Möglichkeiten aus. Im Deutschen sind das dürfen, können, mögen, müssen, sollen und wollen. Epistemisch gebrauchte Modalverben charakterisieren die Einstellung des Sprechers zum Bezeichneten.
Wenn der Sprechende etwa den Satz formuliert:“Er müsste jetzt mit der Arbeit fertig sein.“, gebraucht er das Modalverb müsste epistemisch. Somit zeigen epistemische Modalverben keine Wechselwirkung mit dem Subjekt des Satzes, sondern hängen von der Einschätzung des Sprechers ab. Es wird also eine Sicht der Dinge geäußert, die sich aus den gegenwärtigen Umständen begründet und dadurch einen vergangenen Sachverhalt wahrscheinlich macht.