Von Kristian Teetz – gefunden bei rnd.de
- Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde heute vor 250 Jahren geboren. Auch 250 Jahre nach seiner Geburt hat uns der Philosoph noch viel zu sagen.
- Sein Biograf Klaus Vieweg verrät im Interview, wie Hegel über Nationalismus dachte, was für ihn Freiheit bedeutete und was er über Corona-Demos und Donald Trump gesagt hätte.
- Und er verrät, warum Hegel auch auf dem “Raumschiff Enterprise” eine große Rolle spielte.
Herr Vieweg, es gab in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Denker, die gesagt haben: Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist ein “toter Hund” und “Vergesst Hegel!” Haben diese Leute recht?
Aus meiner Sicht haben diese Leute total unrecht. Für einen “toten Hund” ist Hegel erstaunlich munter und mitunter auch sehr bissig. Die internationale Anerkennung Hegels als Denker der Freiheit belegt das. Manche sprechen sogar von einer Hegel-Renaissance.
Was hat er denn uns Heutigen zu sagen?
Da gibt es einige Punkte: Das erste ist Hegels innovatives Verständnis von Freiheit: Bei Hegel werden Freiheit und Vernunft miteinander verknüpft. Ein zweiter Punkt: Hegel ist aus meiner Sicht der Begründer eines modernen sozialen Staates mit den Grundprinzipien der Gerechtigkeit und Bildung. Er war also schon damals ein Kritiker des heute regierenden Marktfundamentalismus. Hegel bevorzugt also eine andere Variante des Kapitalismus, eine vernünftig sozial gestaltete Marktordnung, die Rechts- und Sozialstaat miteinander verknüpft.
Was gibt es noch?
Hegel hat die Armut als das Grundproblem moderner Gesellschaften bezeichnet. Es ist für ihn nicht ein Grundproblem, sondern das Grundproblem. Und zwar in dem Sinne, dass die Kluft zwischen arm und reich immer größer wird. Das dürfte klar sein, warum das hochaktuell ist. Viertens hat Hegel Grundbausteine für den Gedanken der naturalen und sozialen Nachhaltigkeit entwickelt.